Es gibt Bücher, die liest man und sie begleiten einen ein Leben lang. Für mich gehört Die Supermarktlüge von Jörg Zipprick aus dem Jahr 2008 dazu. Als ich es vor vielen Jahren zum ersten Mal in die Hand nahm, war es wie ein Schlaglicht auf eine Realität, die mir bis dahin nur am Rande bewusst war: Die bunte Welt im Supermarkt hat oft wenig mit echter Lebensmittelqualität zu tun.
Ich habe das Buch damals in einem Rutsch durchgelesen. Und auch heute, mehr als 15 Jahre später, greife ich immer wieder auf Gedanken daraus zurück, weil sie nichts an Aktualität verloren haben. Im Gegenteil: Viele Entwicklungen, die Zipprick schonungslos aufgezeigt hat, sind heute noch viel weiter vorangeschritten.
Damals: Ein Blick hinter die Kulissen
Das Buch legte offen, wie die Lebensmittelindustrie arbeitet:
- wie geschickt Verpackungen gestaltet werden, um Natürlichkeit und Gesundheit zu suggerieren,
- wie Wörter wie „Wellness“ oder „Balance“ auf einmal wichtiger werden als die Zutatenliste,
- wie Aromen und Zusatzstoffe eingesetzt werden, um Geschmack, Aussehen und Haltbarkeit zu optimieren und das Ganze dennoch wie „Natur pur“ wirken zu lassen.
Für mich war das damals ein echter Eye-Opener. Und ich erinnere mich noch gut daran, wie ich zum ersten Mal bewusst mit diesem neuen Blick durch die Supermarktregale ging: Plötzlich sah ich nicht mehr nur Lebensmittel, sondern Produkte, die gemacht waren, um mich zu überzeugen und nicht unbedingt, um mich zu versorgen.
Heute: Dieselben Muster, nur raffinierter
Seitdem ist viel Zeit vergangen. Man könnte meinen, Dinge hätten sich verbessert. Doch tatsächlich hat sich vieles eher verschärft:
- Mehr „Health Claims“
Eigentlich sollte die EU-Health-Claims-Verordnung nur geprüfte Aussagen zulassen. Doch in der Praxis hat die Industrie Wege gefunden, drumherum zu arbeiten, mit Fantasiebegriffen wie „Superfood“, „Protein-Plus“ oder „aktiv“. - Functional Food & Lifestyle-Produkte
Damals noch neu, heute omnipräsent: „Light“, „Balance“, „Vegan“. Klingt gesund, doch oft steckt nur ein Zusatzstoff mehr oder eine Zutat weniger dahinter. Gesund ist ein Produkt dadurch nicht automatisch. - Ultra-Processing
Fertiggerichte, Snacks und Drinks bestehen immer häufiger aus hochverarbeiteten Zutaten – Stärke, Proteinisolate, Pflanzenöle. Was fehlt, wird mit Aromen, Farbstoffen und Zusatzstoffen ergänzt. Das Ergebnis: Produkte, die wie Lebensmittel wirken, aber nicht die gleiche Qualität haben. - Marketing für Kinder & Jugendliche
Früher Fernsehen, heute Social Media. Produkte, die kaum Nährstoffe enthalten, werden auf TikTok & Co. Und „Influencer“ als modern, hip oder nachhaltig verkauft und erreichen genau die, die am empfänglichsten sind. - Greenwashing & Nachhaltigkeit
Ein Trend der letzten Jahre: Braun-grüne Verpackungen, die Natürlichkeit und Öko suggerieren. Schlagworte wie „regional“, „klimaneutral“ oder „natürlich“ sind in aller Munde, auch dann, wenn das Produkt mit Nachhaltigkeit kaum etwas zu tun hat.
Qualität oder nur Kulisse?
Ein Punkt, der mich besonders beschäftigt: Wie sehr uns im Supermarkt Qualität vorgegaukelt wird. Es gibt ganze Industrien, die Milliarden damit verdienen, Lebensmittel künstlich aufzuwerten, durch Aromen, Essenzen, Farbstoffe oder Texturgeber.
Ich erinnere mich an eine Fernsehsendung, in der zwei Pestos verglichen wurden.
- Das eine wurde traditionell hergestellt: mit Basilikum, Pinienkernen, Parmesan und Olivenöl. Ein echtes Lebensmittel, hochwertig, aber teurer und in der Wirkung eher subtil.
- Das andere kam aus der Industrie: Basilikum Essenz, Pflanzenöle, Aromastoffe und Farbstabilisatoren. Es roch intensiv nach Basilikum, hatte eine perfekte Konsistenz und um ein Vielfaches billiger.
Auf den ersten Blick schien es gleichwertig. Doch bei genauerem Hinsehen merkt man: Das eine ist ein echtes Lebensmittel, das andere eine kulissenhafte Imitation.
Wenn der Geschmack nur eine Illusion ist
Was Zipprick besonders deutlich machte: Viele Produkte gaukeln Geschmack vor, ohne die entsprechende Zutat zu enthalten.
Ein klassisches Beispiel: Erdbeerjoghurt. Was rosa aussieht und intensiv nach Erdbeere riecht, enthält oft nur Aromen, die wiederum aus ganz anderen Rohstoffen gewonnen werden. Manche Aromastoffe werden aus Holzspänen oder Rindenkulturen hergestellt, die dem Joghurt den typischen Erdbeerduft verleihen. Von echten Erdbeeren ist keine Spur.
Das Gleiche gilt für Vanillearomen oder andere Geschmacksrichtungen. Unser Gehirn reagiert auf die Sinneseindrücke, Farbe, Geruch, Konsistenz und nimmt das Produkt als „natürlich“ und „fruchtig“ wahr, obwohl die eigentliche Zutat fehlt.
Es sind genau diese Illusionen, die uns die Lebensmittelindustrie täglich verkauft und die dazu führen, dass wir uns auf den Geschmack verlassen, nicht auf den Inhalt.
Genau hier liegt die eigentliche „Supermarktlüge“: Produkte, die so tun, als seien sie hochwertig und natürlich, während sie in Wahrheit das Ergebnis industrieller Tricks sind.
Darum mein Tipp: Schauen Sie wieder auf die Zutatenliste. Oft verrät sie mehr als bunte Siegel oder wohlklingende Namen. Je kürzer und verständlicher die Liste, desto eher haben wir es mit einem echten Lebensmittel zu tun und nicht mit einer industriellen Komposition.
Was bedeutet das für Sie?
Die Supermarktlüge war für mich ein Augenöffner und ist es bis heute. Es erinnert mich daran, wie wichtig es ist, kritisch zu bleiben. Denn die Verantwortung für unsere Ernährung können wir nicht an bunte Schlagworte oder „Health Claims“ abgeben.
Wenn Sie das Gefühl haben, trotz „gesunder“ Produkte nicht optimal versorgt zu sein: Sprechen Sie mich gerne an. Gemeinsam schauen wir, wie Sie echte Nährstoffe in Ihren Alltag bringen können, jenseits von Marketing und Mogelpackungen.
Wenn Sie neugierig geworden sind und überlegen, ob ich Sie auf Ihrem Weg unterstützen könnte, lade ich Sie zu einem kostenfreien 15-minütigen Telefongespräch ein. Dabei geht es nicht um eine Beratung, sondern darum, herauszufinden, ob wir zueinander passen und ob ich die richtige Ansprechpartnerin für Ihr Anliegen bin.